NRW Ticketing Bergkamen


„Guten Tag“, sage ich, „ich hoffe ich störe sie nicht. Ich hatte bloß gerade gesehen, dass in ihrem Haus etwas ausgestellt wird. Darf ich vielleicht einen Blick darauf werfen?“ „Oh natürlich, gerne“, antwortet sie höflich, „Sie haben doch eine Eintrittskarte?“ Damit hatte ich nicht gerechnet. „Äh nein, ich fürchte nicht. Ich komme aus Aachen und bin nur zufällig in der Gegend“, erkläre ich, „ich dachte ich könnte einfach mal gucken.“ „Nein, da müssen sie eine Karte kaufen. Zwölf Euro kostet die und sie können damit sechszig Kunstwerke anschauen“ Jetzt taucht ihr Mann hinter ihr auf und mustert mich interessiert. „Aha, und die kann ich bei Ihnen bekommen?“ „Nein, wir haben keine, da müssten sie rüber nach Bergkamen-Mitte, ich kann nachgucken, da können sie bei einem Ehepaar Karten kaufen…“ „Also eigentlich werde ich es wohl heute nicht mehr dahin schaffen.“, unterbreche ich vorsichtig. „Sehen sie ich will eigentlich ins Stadtmuseum, aber das hat noch zu. Ich hab also noch eine Stunde Zeit mich hier in Oberaden umzusehen. Da dachte ich, ich könnte bei ihnen noch etwas interessantes sehen. Ich finde die Idee wirklich toll – Kunst in privaten Häusern. Aber ich habe leider auch kein Auto oder Fahrrad hier. Zu den anderen Orten würde ich es also gar nicht mehr schaffen.“ „Jaja, das ist schade“, meint die Frau und ihr Mann verschwindet wieder aus dem Hintergrund. Anscheinend gibt es für ihn doch nichts zu sehen. „Ich will sie nicht in Verlegenheit bringen, aber wenn sie mich vielleicht einmal spinksen lassen würden…?“, frage ich lächelnd und mit allem Schwiegersohnscharm, den ich aufbringen kann. „Ich würds auch keinem verraten.“


Die Dame setzt eine etwas übertriebene Denkermiene auf, die sofort erkennen lässt, dass sie davon nichts hält: „Ja naja wissen sie,“ sagt sie, „ich würde ja, aber wir haben da nun einmal einen Vertrag unterschrieben, es geht wirklich leider nicht.“ „Also gut“, resigniere ich, „dann trotzdem danke“ und gehe. „Sie können aber gerne das Schild an der Haustür lesen“, kommt noch als Aufmunterung hinterher, aber das lasse ich fürs erste aus. Ich schlendere so langsam ich kann wieder zurück zum Museumsplatz, stelle mir vor, wie das Ehepaar bei Kaffee und Kuchen über mich redet, wie über den Staubsaugervertreter, dem man leider leider hatte sagen müssen, dass man schon einen ausreichenden Sauger besitze. „Ja, der Junge war ja wirklich nett, ja ja, aber da kann ich ja nichts machen, wir haben ja den Vertrag, nicht wahr?“ „Ja ja, wenn man das da so unterschrieben hat, dann muss man das natürlich auch so machen. Da muss man leider auch mal streng sein. Wir tun es ja nicht gern.“