NRW Ticketing Bergkamen


„Was hast du immer mit deinem Okay“, fragt er mich. Ich zucke die Schultern: „Ist mir noch nie aufgefallen, dass ich das so oft sage.“ „Oh doch doch. Ich sage das Leuten immer, wenn ich so etwas merke. Weißt du Max, das wird dich noch in Schwierigkeiten bringen dein okay. Man kann so ja gar keine richtige Unterhaltung führen, oder? Du musst sagen was du denkst, ja oder nein. Nicht okay.“ „Okay“, sage ich und muss lachen. Wahrscheinlich werde es noch eine Situation geben, in der ich mich an seinen Rat erinnere, gebe ich ihm zu. Bis mein Bus kommt reden wir noch über dies und das, immer wieder unterbrochen von Kunden, die anschließend entweder Arschlöcher sind oder eben keine. Kurz bevor ich gehe, frage ich, was er den restlichen Tag machen wird. „Wahrscheinlich bin ich hier oder im Teehaus, ich bin meistens hier oder im Teehaus, du findest mich ganz leicht, wenn du dich nochmal unterhalten willst“. „Gut!“, sage ich, bedanke mich für die Gastfreundlichkeit und verschwinde mit dem Gefühl, einen sympathischen Menschen zu verlassen, den ich in diesem Leben wahrscheinlich nicht noch einmal treffen werde. So geht einem das beim Reisen.


Der „Museumsplatz“ von Bergkamen-Oberaden ist eigentlich ein Parkplatz. Es gibt dort einen Schlecker, einen Tierbedarfsladen der sich „dogerie“ nennt, eine Spielhalle, vor der ein Polizeiwagen parkt, ein Imbiss namens „Stationsgrill“ und einen etwas dubiosen Schuppen mit undurchsichtigen Scheiben. „ALI’S ECK“ steht dran und ein paar Typen mit düsteren Gesichtern davor. Ich bezweifle, dass das Eck dem Ali gehört, den ich gerade kennengelernt habe und ich denke auch nicht, dass ich dort ebenso willkommen sein werde, wie bei ihm. Das Museum nimmt eine ganze Seite des Platzes ein. Es sieht von außen aus wie ein sanierungsbedürftiges Schulgebäude aus den 50ern. Einzig das Logo ist modern. Ein weißes, teils abgeschnittenes M in einem roten Quadrat, das von drei anderen grauen abgeschnittenen Buchstaben in grauen Quadraten umgeben wird. Die stehen für eine Galerie, eine Musikschule und eine museumspädagogische Einrichtung: Die Summe der kulturellen Instanzen von Oberaden. Ich muss mir noch ein wenig die Zeit vertreiben um mir selber ein Bild machen zu können. Noch ein einhalb Stunden bis das Museum aufmacht. Also greife ich noch einmal in meine Tasche. Da ist ein Flyer für die Lichtbiennale, an der Bergkamen teilnimmt. Mein feiner Herr Drucker hat ihn mit seiner üblichen Sauklaue als verschwommene Fata Morgana zu Papier gebracht. Schade eigentlich, denn zumindest ist dort ein Stadtplanausschnitt drauf – dessen Beschriftung man nun nicht lesen kann. Die Lichtbiennale – entziffere ich auf der Treppe des Museums sitzend – ist die erste ihrer Art weltweit. Ihr Motto ist „open light in private spaces“. Darunter verstehen die Organisatoren die Ausstellung von Lichtkunstwerken renommierter Künstler in den Häusern von ganz normalen Ruhrpottbürgern. Eine gute Idee eigentlich. Auf dem Lageplan sind die entsprechenden Orte mit Zahlen markiert, die groß genug sind, dass mein Printer sie nicht unterschlagen hat. Mit ein bisschen Augenkniepen kann ich sogar meinen Standort erraten und die Richtung bestimmen, in der das nächstliegende Objekt sich befindet. Ich gehe also einfach mal drauf los. War mir eh nicht ganz geheuer vor dem Museum zu sitzen und von den Männern von Ali’s Eck beäugt zu werden. Und tatsächlich – zehn Minuten gehe ich vielleicht, bis ich ein Haus mit penibel gepflegtem Vorgarten entdecke, vor dem ein Schild auf das Projekt hinweist. Ich klingle und eine Frau mit grauem Haar macht auf.