NRW Ticketing Bergkamen


Das Radio hat mich hierher gebracht. Bei 1Live wurde eine Ausstellung im Stadtmuseum Bergkamen angekündigt, die sich mit Zukunftsvorstellungen in der jüngeren Vergangenheit beschäftigt. Nicht so jung wie meine, die man gerade erst vor ein paar Sekunden gelesen hat, sondern aus den letzten Jahrzehnten, den 60ern, 70ern und so weiter. Das hat mich spontan ziemlich interessiert. Wenn die schon so etwas verrücktes wie das Klinikum gebaut haben, was müssen die Visionäre damals erst alles unverwirklicht in ihren Köpfen und Skizzenbüchern behalten haben? Ich wollte nachsehen gehen – in Bergkamen. Ich habe eine Minimalrecherche gemacht – nur um sicher zu gehen, dass Bergkamen aus mehr besteht als einem einzigen Museum. Im Internet war die Rede von Kunst im öffentlichen Raum, einer Licht-Biennale, und einem „Subport“ getauften unterirdischen Flughafen. Auch das ist glaube ich ein Kreativprojekt – irgendetwas mit Flughafengeräuschen, die aus Gullideckeln schallen. Ich ziehe nach einigem Suchen einen zerknitterten Ausdruck hervor, der über ein paar dieser Dinge informiert. Am Kreisverkehr Rathaus / Busbahnhof soll eine große Lichtinstallation stehen – vier rotierende Diaprojektoren werfen Portraits von innen an eine zylinderförmige Leinwand. Ja stimmt, die habe ich schon gesehen, als ich aus dem Bus ausgestiegen bin. Ab Einbruch der Dunkelheit soll sie eingeschaltet sein. Schade. Es ist gerade einmal Mittag. Auch ein mit Bildern beleuchteter Wasservorhang auf dem Platz der Partnerstädte ist erst zu späterer Stunde aktiv, und zwar erst ab Mai und nur an Freitagen. Das ist ein bisschen die Crux mit der Lichtkunst in Bergkamen. Was sollte ich denn spätabends noch machen am Kreisverkehr oder dem Platz der Partnerstädte? Und noch viel schwieriger zu beantworten: Was sollte ich bis dahin hier machen? Ich habe in direkter Nähe kein Café gesehen, keine Fußgängerzone, keine kleinen Läden zum Reingehen und Stöbern. Zur Kunst im öffentlichen Raum bin ich gar nicht erst vorgedrungen, weil ich schon daran gescheitert bin den öffentlichen Raum zu finden. Und nun? Ich will gar nicht Bergkamen die Schuld daran geben. Es hat mir ja niemand eine Einladung geschickt auf der stand „Komm zu uns – hier fühlst du dich wohl“. Wenn dann muss ich mich jetzt selbst aus der Patsche ziehen. Ich stelle mein Tablett in den dafür vorgesehenen Wagen, dann frage ich an der Bäckereitheke nach: „Entschuldigen Sie, Ich suche das Stadtmuseum Bergkamen. Wissen sie zufällig wie ich dahin komme?“ Die freundliche Verkäuferin macht einen leicht erschrockenen Gesichtsausdruck. „Stadtmuseum? Da weiß ich nichts von. Hier in Bergkamen?“. Sie lehnt sich zu ihrer Kollegin hinüber, sagt „Marita, haben wir hier ein Stadtmuseum?“


Die entgegnet ähnlich überrascht: „Hier in Bergkamen? Nein, wir haben nur den Container – meinen sie den?“ Ich sehe mich schon die nächsten Stunden auf dem Platz der Partnerstädte stehen und durch die Gucklöcher des blauen Schiffscontainer schauen, da schaltet sich eine dritte Bäckerin ein: „Nein, nein – das ist das Museum in Bergkamen Oberaden. Da müssen sie hin. Da fährt ein Bus vom Busbahnhof, wissen sie wo der ist?“